Kapitel 01: Die Sandwurmhöhle
Als Clay an der Schlucht ankam, die zur Sandwurmhöhle führte, sah er sich nervös um.
„Roen, Gerad, gebt mir Deckung! Vergesst nicht, ich bin Zauberer! Der größte Sandwurm geht auf mich!“
Clay und Lunar-0 hatten an Geräten geforscht, die in der Lage waren, Manasteine oder von Arkeum-Zauberern aufgestellte Fallen aufzuspüren
Nach vielen Versuchen war es ihnen schließlich gelungen, einen magischen Detektor zu bauen. Für eine Massenproduktion des Geräts benötigten sie aber eine große Menge an Sandwurm-Giftbeuteln. Die Geräte wollten sie anderen Gilden geben. So kam es also, dass sie und andere Mitglieder des Widerstands sich vorbereiteten, um mehr Giftbeutel zu sammeln. Die von Sandwürmern wimmelnde Höhle war jedoch selbst unter einheimischen Jägern und den erfahrensten Mitgliedern des Widerstands berüchtigt. Kein Wunder, dass Clay nervös war, wenn man bedachte, dass Sandwürmer unter der Erde lauern, nur um plötzlich hervorzubrechen und ihre Beute nach der Kraft ihres Manas anzuvisieren.
Glücklicherweise hatten die bisher aufgetauchten Sandwürmer nur andere Mitglieder des Widerstands angegriffen. Der einzige Giftbeutel, den Clay hatte, stammte von einem kleinen Sandwurm, der herausgeschossen war, als Lunar-0 an einigen Felsen vorbeikam. Gerad hatte ihn blitzschnell getötet und seinen Beutel herausgeschnitten. „Sieht so aus, als wäre das Mana von Lunar-0 stärker als deins, Clay. Bist du sicher, dass du ein Venelux-Zauberer bist?“
Tiel wedelte mit dem kleinen Finger und neckte Clay. Einen Sandwurm nach dem anderen pflückend, rückten sie tiefer in die Höhle vor, ohne auf größere Schwierigkeiten zu stoßen. Durch die kurze Verschnaufpause in Sicherheit eingelullt, erläuterte Clay im Gehen seine Giftsackforschung mit Lunar-0 und Tiel. Roen und Gerad gingen etwas abseits von ihnen, ohne zu sprechen. Gerad passte seinen Schritt dem von Roen an, auch wenn er nach Sandwürmern Ausschau hielt, die jeden Moment zuschlagen könnten. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch Roen, die keine Notiz davon nahm.
Auf dem Plateau am Ende der Schlucht angekommen, traf Clays Gruppe Widerstandsmitglieder, die andere Routen genommen hatten.
Die Gruppen zeigten sich gegenseitig die gesammelten Giftbeutel und fingen an, Geschichten auszutauschen. Clay starrte auf ihren einzigen Giftbeutel und seufzte. Plötzlich schnappte sich Lunar-0 den Sack und rannte auf die Felsen an den Rändern des Plateaus zu.
“Mana. Nest. Mana. Nest.” “Lunar-0! Gib das zurück! Es ist der Einzige, den wir haben…” Clay lief hinter Lunar-0 her, als plötzlich ein Beben den Boden erschütterte.
Clay verlor das Gleichgewicht und stürzte Hals über Kopf. In der Mitte des Plateaus erschien ein klaffendes Loch, das den ganzen Sand aus der Umgebung aufsaugte. Die Widerstandskämpfer versuchten vom Loch wegzukrabbeln, wurden aber langsam in das Loch gesaugt. Dank seines Sturzes bei der Verfolgung von Lunar-0 war Clay ein gutes Stück davon entfernt. Er begann, sich nach Roen und Gerad umzusehen.
„Clay, hilf mir!“
Eine vertraute Stimme erhob sich aus dem Lärm. Clay lokalisierte das Geräusch und stellte fest, dass Gerad Roens rechte Hand festhielt, während sie in den Boden gesaugt wurde. Gerad zog so stark er konnte, war aber der kolossalen Kraft nicht gewachsen, die alles unter die Erde zog. Clay rannte hinüber, um zu helfen; Roen war jedoch bereits im Sand verschwunden. Nur ihr rechter Handschuh blieb in Gerads Hand.
“Roen! Nein!” Gerad erhob vor Schmerz die Stimme. Gleichzeitig ertönte das Gebrüll des Monsters. Plötzlich schoss der größte Sandwurm, den sie je gesehen hatten, aus dem Boden. Gerad wurde zurückgeschleudert und schlug bewusstlos auf dem Boden auf.
“Es ist Königin Blendir! Aaah… lauft!”
Königin Blendir überragte sie, größer als der Leuchtturm von Castler. Sie schüttelte ihren massiven Körper und Sandwurmlarven sprangen aus den Rissen in ihren Schuppen. Die Larven klammerten sich an die Körper der fliehenden Widerstandskämpfer, zappelten und speiten ihr Gift. “Gerad, wach auf!” Clay rüttelte Gerad. Sobald er die Augen öffnete, sprang Gerad auf die Beinen, schwang sein Schwert wie ein Verrückter und tötete Larven, immer auf der Suche nach Roen.
Clay und Tiel kümmerten sich um diejenigen, die es geschafft hatten, aus der Grube zu kriechen.
Der Rest des Widerstands griff nach seinen Waffen und griff Königin Blendir an, die, nachdem sie bereits Dutzende von Menschen verschlungen hatte, ihr klaffendes Maul öffnete und mit ungeheurer Kraft auf den Boden rammte. Die ganze Schlucht erbebte wie von einem Erdbeben heimgesucht. „Tötet das Ding, bevor es das ganze Mana der Opfer absorbiert! Findet ihre Schwachstelle!”, rief Clay eindringlich. Königin Blendir krümmte sich und zog sich in das Loch zurück.
Es herrschte Stille. Die übrigen Mitglieder des Widerstands kauerten weit weg von der schrecklichen Grube und zitterten. Es schien, als könne kein Mensch ein solches Monster besiegen. Der Boden bebte erneut heftig und der riesige Körper von Königin Blendir erschien. Der Sandwurm kreischte vor Schmerz und schlug um sich. Violettes Licht schien aus den Rissen auf ihrer Unterseite. Gerad ahnte instinktiv, dass dies die Schwachstelle des Monsters sein musste. “Zielt auf die glänzenden Risse in den Schuppen!”, brüllte Gerad. Die Bogenschützen unter den Widerstandskämpfern begannen, den Unterbauch des Monsters ins Visier zu nehmen.
“Crack! Crrraaaack!”
An ihrer Schwachstelle angegriffen, begann Königin Blendirs Körper aufzuplatzen. Das Monster wand sich vor Schmerz und warf den Körper in alle Richtungen. Ein violetter Phönix tauchte aus dem gesprungenen Panzer des Sandwurms auf. In dem leuchtenden Phönix war Roen erkennbar.
Roen strahlte Mana von unglaublicher Kraft aus. Eingeschüchtert von der Kraft, die er spürte, war Clay wie versteinert und konnte keinen einzigen Schritt mehr gehen.